Ereignisse

Beinahe ein Überfall auf Dübendorf

Die Maschine mit dem Kennzeichen C9+EN hatte nach einem Kampfeinsatz in der Nacht Motorenprobleme und flog in die Schweiz ein, wo sie in Dübendorf zur Landung aufgefordert wurde. Die Maschine wurde am 19.Mai 1944 auf massiven Druck Deutschlands in Dübendorf von Spezialisten gesprengt, da sie streng geheime Radargeräte an Bord hatte.

Mit dieser Maschine landete Johnen nach 2 Uhr in Dübendorf. (25_2)

Mit dieser Maschine landete Johnen nach 2 Uhr in Dübendorf. (25_2)

Staffelkapitän, Oberleutnant Johnen und seine Besatzung, Leutnant Kamprath und Oberfeldwebel Mahle starteten gegen 2 Uhr Nachts von Hagenau aus um einfliegende Bomber über dem süddeutschen Raum zu bekämpfen. Durch Einsatz der neuen Schrägwaffen konnte die Besatzung eine Lancaster vernichten bevor der linke Motor unter Öldruckabfall zu leiden begann. Das Triebwerk musste stillgelegt werden. Auf dem Rückflug geriet die Bf-110 mit dem Kennzeichen C9+EN des NJG 5 über Zürich in den Schnittkegel mehrerer Scheinwerfer. Durch die Scheinwerfer geblendet, schoss die Besatzung sofort Notsignale ab, worauf die Scheinwerfer die Maschine zur Landung auf dem Flugplatz Dübendorf aufforderten. Jonen versuchte seine Maschine aus den Scheinwerfern zu fliegen, konnte ihnen aber nicht entkommen und musste die Bf-110 in Dübendorf landen. Die Maschine war mit modernster Elektronik ausgerüstet.

Pilot Oberleutnant Wilhelm Johnen (25_2)

Pilot Oberleutnant Wilhelm Johnen (25_2)

Die Funkausrüstung bestand aus einem FuG 10, einem FuG 8, einem FuG 16, einem FuG 25, sowie je einem FuG 202 und FuG 220. Ebenfalls revolutionär war die „Schräge Musik“, die mit diesem Flugzeug erstmals, wenn auch in neutrale, dann doch in fremde Hände geriet. Das Flugzeug war also für die Schweizer Fachleute von ganz besonderem Interesse, und wahrscheinlich auch für ausländische Nachrichtendienste.Die Landung der Bf-110 in Dübendorf löste beim RLM und beim Staatssicherheitsdienst eine verständliche Hektik aus. So wurden ernsthaft mehrere Aktionen geplant und auch ernsthaft erwogen. Eine Massnahme sah vor, die gesamte Flugplatzanlage von Dübendorf zu zerstören. Da aber durch eine solche Gewaltmassnahme das ohnehin angespannte Verhältnis zur Schweiz weiter gelitten hätte, unterbreitete man einer entsprechenden Schweizer Dienststelle ein besonderes Angebot.

Einbau des Nachrüstsatzes Nr.8 "Schräge Musik" in den hinteren Teil der Kabine der Bf-110. (26_1)

Einbau des Nachrüstsatzes Nr.8 „Schräge Musik“ in den hinteren Teil der Kabine der Bf-110. (26_1)

Die Schweiz konnte für 6 Millionen Franken in Gold 12 neue Bf-109G-6 Jäger kaufen, wenn sie im Beisein deutscher Vertreter die Bf-110 sprengen würde. Nachdem die ausgebauten und im Materialstollen von Buochs deponierten, geheimen Geräte gründlich untersucht worden waren, mussten sie schnellstens wieder in die Maschine eingebaut werden. Am 19. Mai 1944 wurde die Bf-110 unter den Augen des eigens angereisten Hauptmann Brandt vom NJG 5 gesprengt. Das Sonderkommando für die Zerstörung von Dübendorf konnte im letzten Augenblick gestoppt werden. Nach der Zahlung von 6 Millionen Franken wurden die 12 Bf-109G an die Fliegertruppe ausgeliefert. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die 12 „Gustav“ minderwertige „Krücken“ waren, die eine Abnahme der Luftwaffe nicht bestanden hätten.


Ereignissdatum 28.4.1944
Ereignisszeit 02.15
Ort Dübendorf
Kanton ZH
Ereignis Landung
Nation Deutschland
Flugzeugart Jäger
Flugzeugtyp Messerschmitt Bf-110
Flugzeugbezeichnung Messerschmitt Bf-110 G-4
Einteilung 5. Staffel, Nachtjagdgeschwader 5
Basis Hagenau (DE)
Auftrag Bekämpfung Bomberstrom
Einsatzziel Süddeutscher Raum
Rückkehr 19.05.1944 gesprengt
Kennzeichen C9+EN
CH Archiv Nr. D036
Besatzung Pilot: Wilhelm Johnen, Oberleutnant
Funker: Joachim Kamprath, Leutnant
Schütze: Paul Mahle, Oberfeldwebel
Quelle Fremde Flugzeuge in der Schweiz
Autor Theo Wilhelm