Ereignisse

Panik

Der Bomber mit dem Kennzeichen U und dem Übernamen „Late Date II“ ist nach einem Einsatz über Friedrichshafen in Diessenhofen notgelandet und in der Schweiz verschrottet worden.

Die ausgebrannte Flügel- und Motorensektion. (139_1)

Die ausgebrannte Flügel- und Motorensektion. (139_1)

Der Bomber der 8th Air Force, 392nd Bomb Group mit dem Kennzeichen U und dem Übernamen „Late Date II“ ist nach einem Einsatz über Friedrichshafen in Diessenhofen notgelandet und in der Schweiz verschrottet worden. Kurz bevor sie das Ziel erreichten, geriet die B-24 von 1Lt G. T. Haffermahl in schweres Flakfeuer und Jägerangriffe. Dabei geriet Haffermahl offenbar in Panik und gab den Befehl zum Aussteigen. Er realisierte nicht mehr was sich im Flugzeug abspielte und stieg über den Bombenschacht aus dem Flugzeug aus, drei Schützen folgten ihm. Der Rest der Mannschaft verblieb im Bomber. Über dem Ziel wurde die Nase und der Motor 1 von Flakgranaten getroffen. Der Copilot 2Lt Donald H. McMullen versuchte durch eine entsprechende Steuerung den Brand in Motor 1 zu löschen. Explodierende Munition in der Nase verletzte den Bombenschützen 1Lt Samuel B. Poppel schwer. Glücklicherweise konnte der Navigator 2Lt Kenneth C. Parks das Feuer in der Nase löschen. Schwer getroffen verliess der Bomber die Formation in Richtung Schweiz, denn an eine Rückkehr nach England war nicht zu denken. Die Maschine musste schliesslich in Diessenhofen notlanden. Die Besatzung setzte den Bomber nach der Landung in Brand und bevor die Schweizer Armee zur Stelle war, brannte das Flugzeug vollständig aus. Die Reste der Maschine wurden am 22. März nach Kloten überführt und eingelagert.

Die B-24 landete auf einem offenen Feld in Diessenhofen. (138_2)

Die B-24 landete auf einem offenen Feld in Diessenhofen. (138_2)

Werner Staub aus Schaffhausen berichtet als Augenzeuge von der Notlandung der B-24J-105-CO bei Diessenhofen. Ich war gerade bei einem Schulkameraden auf der Suche nach sammelwürdigen Überresten eines kurz zuvor beim Kundelfingerhof abgestürzten Bombers, als wir das damals vertraute Brummen einer tieffliegenden Maschine hörten. Minuten später sahen wir auch schon eine Liberator in nur geringer Höhe im Raum Schlatt-Gailingen-Diessenhofen kreisen. Der Bomber war offensichtlich in Schwierigkeiten und suchte einen geeigneten Landeplatz, wobei der Pilot zweifelsohne herauszufinden suchte, welche Seite des Rheins die rettende Schweiz sein könnte. Wir schwangen uns auf unsere Fahrräder und radelten auf der Hauptstrasse Richtung Diessenhofen, bis zu einer Stelle, wo wir hofften, dass unser Bomber landen würde. Tatsächlich drehte die Maschine aus Richtung Diessenhofen ein und setzte zur Landung an. Ob der Anflug mit eingezogenem oder ausgefahrenem Fahrwerk erfolgte, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Auf jeden Fall war es eine perfekte Bauchlandung. Das Doppelseitenleitwerk zog tiefe Furchen in den Ackerboden. Atemlos lagen wir hinter dem Bahndamm und überlegten, was wir tun sollten, ob wir zum Bomber springen und „Switzerland“ rufen oder uns doch besser ruhig verhalten sollten. Die Entscheidung wurde uns gleich darauf abgenommen. Die Besatzung sprang aus der Maschine und schoss mit Leuchtspurmunition in den Bug. Augenblicklich stand der Bomber in Flammen. Wussten die Amerikaner nicht, ob sie auf der deutschen oder schweizerischen Seite des Rheins gelandet waren, oder wollten sie auf jeden Fall das damals als „top secret“ geltende Bombenzielgerät zerstören? Leider konnten wir nie in Erfahrung bringen, warum der Bomber in Brand geschossen wurde. Zehn bis zwanzig Minuten nach der Landung kamen Grenztruppen von Diessenhofen und führten die Amerikaner weg.

Die Crew von 1st Lt Haffermahl vor der

Die Crew von 1st Lt Haffermahl vor der „Late Date II“. (139_2)


Ereignissdatum 18.3.1944
Ort Diessenhofen
Kanton TG
Ereignis Notlandung
Nation Amerika
Flugzeugart Bomber
Flugzeugtyp B-24 Liberator
Flugzeugbezeichnung B-24 J-105-CO
Flugzeug-Spitzname Late Date II
Einteilung 8th Air Force, 392nd Bomb Group, 577th Squadron
Basis Wendling (GB)
Auftrag Bombardierung
Einsatzziel Friedrichshafen (DE)
Rückkehr in der Schweiz verschrottet
Werknummer 42-1098261
Kennzeichen U
CH Archiv Nr. A037
US MACR Nr. 3331
Besatzung Pilot: George T. Haffermehl, 1st Lt, deutsche Gefangenschaft
Copilot: Donald H. Mac Mullen, 2nd Lt
Navigator: Kenneth C. Parks, 2nd Lt
Bombardier: Samuel B. Poppel, 1st Lt
Engineer: Earl S. Parker, T/Sgt, deutsche Gefangenschaft
Radio: Leon J. Beausoleil, T/Sgt
Ball Turret: Jewell W. Mitchell, S/Sgt
Right Waist: Michael G. Harwick, S/Sgt, deutsche Gefangenschaft
Left Waist: Frederick J. Wagner, S/Sgt, im Kampf gestorben
Tail Gunner: Louis H. Landry, S/Sgt, deutsche Gefangenschaft
Quelle Cockpit
Autor Hans-Heiri Stapfer