Der einzige Donnerkeil in der Schweiz
Die Maschine mit dem Kennzeichen L2-N und dem Übernamen „Jean“ landete nach einem Motortreffer in der Nähe von Laufen und wurde nach dem Krieg verschrottet.
Anfangs 1943 kamen die ersten Thunderbolt auf den europäischen Kriegsschauplatz. Ihre Piloten brachten diesem bulligen Flugzeug eine gewisse Skepsis entgegen, schliesslich war die P-47 fast doppelt so schwer wie die bisher von den Amerikanern eingesetzten Jagdflugzeuge. Dafür war diese Maschine allen anderen Modellen in Feuerkraft und Leistung überlegen. Ein weiterer Pluspunkt war ihre grosse Beschussfestigkeit. Unzählige Piloten verdanken der robusten und gut durchdachten Konstruktion ihr Leben. Während die P-47 bei der 8th Air Force hauptsächlich mit dem Begleitschutz der B-17 Flying Fortress und der B-24 Liberator beschäftigt war, erfüllte sie in der 9th Air Force taktische Aufgaben als Jagdbomber. Nach der Invasion war diese Luftflotte in Frankreich und Belgien stationiert. Der Monat September 1944 war gekennzeichnet durch eine alliierte Grossoffensive, die sich von Aachen über Köln, Metz und Belfort bis an die Schweizer Grenze erstreckte. Die 3rd US Armoured Division drängte die mit dem Rücken zur Wand kämpfenden deutschen Truppen zurück. Die 9th Air Force sollte mit ihren Bombern strategisch wichtige Ziele wie Brücken und Versorgungsdepots ausschalten, während die Jagdbomber den Truppen und kleinen beweglichen Zielen zu Leibe rückten. Am 15. September starteten einige P-47 Thunderbolt der 81st Fighter Squadron von der 50th Fighter Group zu einem solchen Einsatz gegen deutsche Bodentruppen. Die Staffel flog an jenem Tag ihre erste Mission von ihrer neuen Basis Lyon in Frankreich. Zuvor war diese Einheit in Paris-Orly stationiert gewesen.
Nahe der Schweizer Grenze wurde eine P-47 von deutschen Jägern angegriffen. Im darauffolgenden Luftkampf erhielt die Thunderbolt einen Motorentreffer und musste das Duell abbrechen. Starker Ölverlust, der von einem weggeschossenen Zylinderkopf herrührte, zwang den Piloten Richtung Schweiz zu fliegen. Austretendes Öl beschmierte einen Grossteil der Cockpithaube, was eine sichere Rückkehr nach Lyon ebenfalls verunmöglicht hätte. So flog die P-47D-22-RE mit der Seriennummer 42-26063 und den taktischen Kennzeichen L2-N bei Schaffhausen in die Schweiz ein. Einige Augenzeugen wollen gesehen haben, dass die Maschine eine dünne Rauchfahne hinter sich herzog. Über Laufen wurde die Thunderbolt von zwei Morane-Jägern gestellt. Zum Zeichen seiner Aufgabe fuhr der Amerikaner das Fahrwerk aus. Um 16.10 Uhr setzte die P-47 mit eingezogenem Fahrwerk in der Nähe von Laufen auf. Dabei wurde der Rumpf sehr stark beschädigt. Die Maschine wurde von den Schweizern einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Der Mangel an geeigneten Ersatzteilen verunmöglichte es, dieses aussergewöhnliche Jagdflugzeug wieder in flugtüchtigen Zustand zu versetzten. Die Maschine wurde daher nach dem Krieg mit Zustimmung der amerikanischen Regierung in der Schweiz verschrottet. Wenige Tage nach der Kapitulation der deutschen Truppen landeten am 25. Mai 1945 um 15.15 Uhr zwei französische Republic P-47D-30-RA Thunderbolt (Werknummer 44-33681 und 44-33686) in Basel-Birsfelden. Die beiden Piloten hatten sich beim Überflug von Paris nach Strassburg verflogen. Bereits am folgenden Tag konnten sie ihre Jagdbomber nach Strassburg zurückfliegen.
Ereignissdatum | 15.10.1944 |
Ort | Laufen |
Kanton | BL |
Ereignis | Notlandung |
Nation | Amerika |
Flugzeugart | Jäger |
Flugzeugtyp | P-47 Thunderbolt |
Flugzeugbezeichnung | P-47 D-22-RE |
Flugzeug-Spitzname | Jean |
Einteilung | 9th Air Force, 50th Fighter Group, 81st Fighter Squadron |
Basis | Lyon (FR) |
Auftrag | Bombardierung |
Einsatzziel | Belfort (FR) |
Rückkehr | in der Schweiz verschrottet |
Werknummer | 42-26063 |
Kennzeichen | L2-N |
CH Archiv Nr. | A142 |
Besatzung | Pilot: Gerald V. Conlan, 2nd Lt |
Quelle | Cockpit |
Autor | Hans-Heiri Stapfer |