Ereignisse

Die erste B-17 mit H2X-Radar

Der Bomber mit dem Kennzeichen TS-K und dem Übernamen „Gremlin Buggy II“ ist nach einem Einsatz über Karlsruhe in Knutwil notgelandet und in Brand gesetzt worden. Nach dem Krieg in der Schweiz verschrottet worden.

Nach der Bauchlandung wurde die Maschine von der Besatzung in Brand gesteckt. (269_2)

Nach der Bauchlandung wurde die Maschine von der Besatzung in Brand gesteckt. (269_2)

Der Angriff auf den Verschiebebahnhof von Karlsruhe brachte eines der wohl bestgehütetsten Geheimnisse der 8th Air Force in die Schweiz. Leider verbrannte das Gerät am 27. Mai 1944 vor den Toren Knutwils. Besatzung und Maschine gehörten allerdings zur 485th Bomb Group. „Gremlin Buggy II“ besass ein brandneues H2X-Radar, welches auf keinen Fall dem Gegner oder neutralen Armeen in die Hände fallen durfte. Aus diesem Grund setzte Cpt Norman I. Radin das Flugzeug kurz nach der Bauchlandung in Brand. An diesem Tag wurden auch Angriffe auf Mannheim und Friedrichshafen geflogen wovon ebenfalls je eine B-17 in der Schweiz Zuflucht suchen musste. Der Bomber der 8th Air Force, 385th Bomb Group mit dem Kennzeichen TS-K und dem Übernamen „Gremlin Buggy II“ ist nach einem Einsatz über Karlsruhe in Knutwil notgelandet und in Brand gesetzt worden. Nach dem Krieg wurde die B-17 in der Schweiz verschrottet.

Landestelle im Knutwiler Bad. (269_1)

Landestelle im Knutwiler Bad. (269_1)

Die „Gremlin Buggy II“ war eine Pfadfindermaschine, die ihre Formation zum Verschiebebahnhof von Karlsruhe führen musste. Die meisten der speziell geschulten Besatzungsmitglieder gehörten zur 385th BG, nur Command Pilot Capt William Richards gehörte der 94th BG an. Die Maschine war mit dem neuesten H2X-Radar ausgerüstet. Die Crew unter der Führung von Capt Norman I. Radin flog bereits den neunten Pfadfindereinsatz. Zwei Navigatoren waren an Bord 1st Lt Robert P. Craig bediente das H2X-Radar und 1st Lt Garnett Turnstall war für die normale Navigation zuständig. Bombenschütze 1st Lt James D. Goings erzählt von der Mission: Gerade als wir unsere Bomben ausklinkten hat es unseren Motor Nummer 3 verblasen. Mit einer schwarzen Rauchfahne verliessen wir die Formation und machten uns bereit zum Aussteigen. Als das Öl ausgelaufen war, verzog sich auch der Rauch und wir konnten den Propeller in Segelstellung bringen. Ohne Schmierung begann dieser bald einmal zu vibrieren, was sich auf das ganze Flugzeug übertrug. Deutsche Jäger waren in der Luft, aber diese machten uns keine Mühe bis wir an der Schweizer Grenze waren.

Nach dem Brand in Knutwil blieb von der "Gremlin Buggy II" nur das Seitensteuer einigermassen intakt. (270_1)

Nach dem Brand in Knutwil blieb von der „Gremlin Buggy II“ nur das Seitensteuer einigermassen intakt. (270_1)

Bomberlandung im Knutwiler Bad

Um die Mittagszeit des 27. Mai 1944 donnerte mit lautem Gedröhn ein amerikanisches Militärflugzeug im Tiefflug über den nördlichen Kantonsteil und suchte verzweifelt nach einem Landeplatz. Es war ein viermotoriger Bomber vom Typ B-17. Schliesslich fand er im Gebiet des Knutwiler Bades einen Notlandeplatz. Die elf Besatzungsmitglieder stiegen aus und steckten den Bomber in Brand. Es handelte sich um ein Führerflugzeug mit Offizieren und Unteroffizieren einer im Angriff gegen Süddeutschland operierenden amerikanischen Bomberstaffel. Nach der geglückten Notlandung waren die Kantonspolizei und Ortswehren rasch zur Stelle und sperrten das Umgelände ab. Die im Bomber explodierenden Geschosse und die Öl- und Benzintanks bildeten eine grosse Gefahr. Vom Flugzeug blieb nur noch der rechte Flügel mit zwei Motoren übrig. Es strömten rasch viele Schaulustige herbei. Die Besatzungsmitglieder wurden zum Verhör abgeführt. Wie sich später herausstellte, befand sich an Bord ein hochgeheimes Radargerät Typ H2X, welches auf keinen Fall in fremde Hände fallen durfte. Aus diesem Grund wurde das Flugzeug in die Luft gesprengt.

Unter Polizeischutz verlassen die notgelandeten Amerikaner die Villa Troller im Knutwiler Bad. (270_2)

Unter Polizeischutz verlassen die notgelandeten Amerikaner die Villa Troller im Knutwiler Bad. (270_2)

Pilot Norman Radin aus Maryland musste sich einer List behelfen und gab bekannt, es sei lebensgefährlich, sich dem Flugzeug mitsamt seiner Bombenlast zu nähern. Tatsache aber war, dass alle Bomben vorher über Karlsruhe längst abgeworfen wurden. Es wurde damals publiziert, dass die Amerikaner die Maschine im Glauben gesprengt hätten, dass sie sich in feindlichem Gebiet befänden. Wie der Pilot später erklärte, wussten sie genau, dass sie in der Schweiz gelandet waren. 1987 besuchte Pilot Norman Radin seinen rettenden Landeplatz und hielt hierzu folgendes fest: Unsere viermotorige Maschine war von der deutschen Fliegerabwehr schwer getroffen worden. Zwei Motoren fielen aus. Wir verloren den Kontakt mit unserer Staffel. Da ich einige Wochen vorher Friedrichshafen am Bodensee bombardiert hatte, war mir die Schweiz vertraut. Ich hoffte mit der beschädigten Maschine die Schweiz zu erreichen, nahm sofort Kurs südwärts, wartete den Bodensee ab und suchte, als an jenem sehr klaren 27. Mai 1944 die Alpen greifbar nahe schienen, eine geeignete Landepiste. Ich wollte bereits, mangels flacher geeigneter Plätze, mein stark beschädigtes Flugzeug auf dem Sempachersee aufsetzen, als ich im letzten Moment jenes Feld entdeckte. Ich entschied mich für die Landung, obwohl das ganze sehr knapp war und musste, als die Chance zum Durchstarten bereits vorbei war, eine verflixte Leitung, die mitten durchs Feld führte, als unliebsame Überraschung zur Kenntnis nehmen. Notgedrungen hob er seine Maschine nochmals kurz an, passierte die Leitung etwa wie ein Hochspringer die Latte und landete sanft auf dem Bauch.

Der Pilot und ein Besatzungsmitglied werden von der Polizei zu einem weiteren Verhör nach Luzern abgeführt. (270_3)

Der Pilot und ein Besatzungsmitglied werden von der Polizei zu einem weiteren Verhör nach Luzern abgeführt. (270_3)

Keineswegs geruhsam verlief die Gefangenschaft für den damals 22jährigen Piloten Norman Radin. Nachdem ihm ein erster Fluchtversuch missglückt war, gelang es ihm beim zweiten Mal aus Davos, wohin die Amerikaner später interniert wurden, durch die ganze Schweiz mit dem Zug über Genf nach Frankreich zurück zur amerikanischen Einheit zu flüchten. Zum Einsatz im Zweiten Weltkrieg kam er allerdings nicht mehr. So blieb es bei sechsundzwanzig Einsätzen als Bomberpilot und späteren Überwachungs- und Transportflügen nach dem Korea- sowie im Vietnamkrieg. 1963 wurde Norman Radin aus der Armee entlassen. Danach wurde er leitender Ingenieur bei einer Flugzeugfirma.


Ereignissdatum 27.5.1944
Ort Knutwil
Kanton LU
Ereignis Notlandung
Nation Amerika
Flugzeugart Bomber
Flugzeugtyp B-17 Flying Fortress
Flugzeugbezeichnung B-17 G-20-VE
Flugzeug-Spitzname Gremlin Buggy II
Einteilung 8th Air Force, 385th Bomb Group, 548th Squadron
Basis Great Ashfield
Auftrag Bombardierung
Einsatzziel Karlsruhe (D)
Rückkehr in der Schweiz verschrottet
Werknummer 42-97603
Kennzeichen TS-K
CH Archiv Nr. A075
US MACR Nr. 5266
Besatzung Pilot: Norman I. Radin, Cpt
Copilot: William W. Richards, Cpt
Navigator: Garnatt T. Tunstall, 1st Lt
Navigator: Robert P. Craig, 2nd Lt
Bombardier: James D. Goings, 2nd Lt
Engineer: William D. Carte, T/Sgt
Radio: Raleigh H. Rhodes, T/Sgt
Right Waist: Loy Humphery, S/Sgt
Left Waist: Henry J. Piekarski, S/Sgt
Tail Gunner: Clem J. Skurka, T/Sgt
Quelle Cockpit
Autor Hans-Heiri Stapfer