Ereignisse

Flucht als „Bäuerin“

Der Bomber mit dem Kennzeichen Z5-O und dem Übernamen „Meat around the Corner“ ist nach einem Einsatz über Epinal in Jegenstorf abgestürzt und in der Schweiz verschrottet worden.

Eine Gruppe von Navigatoren benutzten den Bomber als Hintergrund für ihr Foto. Auf dem Bild ist bereits die Nose Art mit dem Jäger und dem Stinktier in der Hand zu sehen. (146_1)

Eine Gruppe von Navigatoren benutzten den Bomber als Hintergrund für ihr Foto. Auf dem Bild ist bereits die Nose Art mit dem Jäger und dem Stinktier in der Hand zu sehen. (146_1)

Die Vorbereitungen zur Invasion vom 6. Mai 1944 liessen die Amerikaner in diesem Monat nicht so häufig nach Süddeutschland kommen. So gab es in diesen Monaten nur wenige Landungen in der Schweiz. Am 11. Mai wurden 294 Flugzeuge zur Bombardierung von wichtigen Verschiebebahnhöfen in Frankreich auf die Reise geschickt. Nach dieser Mission wurden fünf Flugzeuge vermisst, zwei landeten in der Schweiz. Stuart Goldsmith war mit seiner Crew der Erste, der in der Schweiz landete. Die Bemalung der Maschine zeigte einen Jäger, der den Kopf von Adolf Hitler in der Hand hielt. Auf die Aufforderung des Kommandanten wurde der Kopf durch ein Stinktier ersetzt. Der Pilot Stuart Goldsmith erinnert sich an diese Mission: Meine Crew und ich fassten diese brandneue B-24 direkt ab Werk in San Francisco. Wir waren die Einzigen, die diese Maschine ab Werk bis zu ihrer Zerstörung flogen. Wir flogen total 16 Missionen. Als wir an diesem 11.Mai starteten war es eine schicksalhafte Mission, die mit dem Verlust der Maschine endete. Dieser Flug sollte uns nach Epinal führen, doch etwa zwanzig Minuten vor dem Ziel hatte meine Nummer 3 plötzlich keinen Öldruck mehr. Wir mussten den Motor abstellen und den Propeller in Segelstellung bringen. Mit den verbleibenden drei Motoren versuchten wir die Position in der Formation zu halten. Nach weiteren etwa zehn Minuten hatte auch Nummer 2 keinen Öldruck mehr. So verloren wir rasch an Höhe und waren nicht mehr in der Lage nach England zurückzukehren.

Hier noch die erste Nose Art, bevor auf Anweisung des Kommandanten ein Stinktier aufgemalt wurde. (146_2)

Hier noch die erste Nose Art, bevor auf Anweisung des Kommandanten ein Stinktier aufgemalt wurde. (146_2)

Der Navigator 2Lt William C. Etheredge erzählt weiter: Unsere Motoren waren offensichtlich überarbeitet. 1Lt Goldsmith fragte mich, wie lange wir über das besetzte Frankreich fliegen können, oder ob die Schweiz besser wäre. Die Crew entschied sich für die Schweiz, weil keiner in deutsche Gefangenschaft geraten wollte. Nachdem wir die Schweizer Grenze überquert hatten verloren wir weiter Motorenkraft und unsere Sinkrate war so gross, dass wir die B-24 verlassen mussten. Während die Maschine bei Jegenstorf in ein Waldstück abstürzte, landete die Besatzung in der Gegend von Sumiswald, wo sie von Schweizer Soldaten aufgegriffen wurde. Die Crew wurde in Davos interniert, und Stuart Goldsmith weiss aus dieser Zeit folgendes zu berichten: Ich freundete mich rasch mit einem Schweizer Offizier an, der in Davos wegen seiner Augentuberkulose in Behandlung war. Ich lernte von ihm Französisch und er von mir Englisch. Durch den Offizier konnte ich, in Zivilkleidern, viele Partys besuchen an denen auch verschiedene Nazigrössen teilnahmen. Die Deutschen die da kamen, natürlich nicht in Uniform, waren meisten als Touristen in der Schweiz. Es war faszinierend die Meinungen und Ansichten des Feindes zu hören. Mein Freund gab mich als Schweizer aus Lausanne aus, denn in der Zwischenzeit war mein Französisch besser als das der meisten Deutschen. So zweifelte niemand meine neue Herkunft an. 2Lt Ralph T. Ritter und ich wollten immer mehr nach England zurück um unsere fünfundzwanzig Missionen zu erfüllen. So flüchteten wir als Bauer und Bäuerin aus Davos. Wir spazierten an den Wachen vorbei und reisten unerkannt nach Genf. Wir überquerten die Grenze nach Frankreich und wurden in Mouthe vom Untergrund empfangen und nach England geschmuggelt.

Die Absturzstelle nördlich des Dorfes Jegenstorf. (147_1)

Die Absturzstelle nördlich des Dorfes Jegenstorf. (147_1)“ width=“800″ height=“398″ />Die Absturzstelle nördlich des Dorfes Jegenstorf. (147_1)

Die B-24 hatte eine grosse Schneise in den Wald geschlagen. (147_2)

Die B-24 hatte eine grosse Schneise in den Wald geschlagen. (147_2)

Rauchende Teile und umgeknickte Bäume waren alles was vom Bomber übriggeblieben war. (147_3)

Rauchende Teile und umgeknickte Bäume waren alles was vom Bomber übriggeblieben war. (147_3)

Diese hübsche Frau ist niemand anderes als 1st Lt Stuart Goldsmith im Internierungscamp in Davos. (148_1)

Diese hübsche Frau ist niemand anderes als 1st Lt Stuart Goldsmith im Internierungscamp in Davos. (148_1)


Ereignissdatum 11.5.1944
Ort Jegenstorf
Kanton BE
Ereignis Absturz
Nation Amerika
Flugzeugart Bomber
Flugzeugtyp B-24 Liberator
Flugzeugbezeichnung B-24 H-10-DT
Flugzeug-Spitzname Meat around the Corner
Einteilung 8th Air Force, 458th Bomb Group, 754th Squadron
Basis Horsham St Faith (GB)
Auftrag Bombardierung
Einsatzziel Epinal (FR)
Rückkehr in der Schweiz verschrottet
Werknummer 41-28738
Kennzeichen Z5-O
CH Archiv Nr. A069
US MACR Nr. 4801
Besatzung Pilot: Stuart Goldsmith, 1st Lt
Copilot: Andrew P. Cote, 2nd Lt
Navigator: William C. Etheredge, 2nd Lt
Bombardier: Ralph T. Ritter, 2nd Lt
Engineer: William S. Ferguson, S/Sgt
Radio: Darrel G. Pulley, S/Sgt
Ball Turret: Robert N. Morin, S/Sgt
Right Waist: Albert V. Barney, S/Sgt
Left Waist: Walter J. Pac, S/Sgt
Tail Gunner: Gerard P. Roland, S/Sgt
Quelle Cockpit
Autor Hans-Heiri Stapfer