Ereignisse

Lockvogel an der Schweizer Grenze

Die Maschine wurde von Schweizer Jägern angegriffen und stürzte bei Triengen ab. Das Flugzeug und die beiden Besatzungsmitglieder verbrannten. Die Überreste des Flugzeuges wurden am 19.10.1940 an Deutschland zurückgegeben.

Die stolze Bergungsmannschaft vor der Motoren-Trophäe.

Die stolze Bergungsmannschaft vor der Motoren-Trophäe. (19_3)

Einschüsse im Bf-109 von Oberleutnant Homberger. (19_3)

Einschüsse im Bf-109 von Oberleutnant Homberger. (19_3)

Nachdem die Schweizer Flugwaffe zu Beginn von 1940 immer wieder deutsche Flugzeuge (He-111) abgeschossen hatte, versuchten am 8. Juni 1940 mehrere deutsche Bf-110 die Schweizer über die Grenze nach Deutschland zu locken. Die Schweizer kehrten den Spiess um und hatten Erfolg damit.Der Luftkampf an diesem sonnigen und nur über dem Jura leicht wolkigen Samstag war eine Wiederholung desjenigen vom 4. Juni, aber er sollte der letzte dieser Art sein, wie sich später herausstellte. Bereits um 11.25 Uhr streiften acht deutsche Flugzeuge den Pruntruterzipfel. Kurze Zeit später erschienen noch sechs Bf-110 die einen unerwarteten Angriff auf eine Schweizer C-35 auslösten. Die C-35 war auf einem Grenzüberwachungsflug im Abschnitt Eglisau- Saignelegier. Der Pilot Leutnant Rodolfo Meuli und der Beobachter Oberleutnant Emilio Gürtler starteten von Utzenstorf den üblichen Aufklärungsflug und befanden sich um 11.42 Uhr etwa 300 Meter über Pruntrut.

Beim Absturz in Triengen wurden der Pilot und der Funker getötet. (20_1)

Beim Absturz in Triengen wurden der Pilot und der Funker getötet. (20_1)

Der Angriff der Deutschen kam derart überraschend, dass den beiden Schweizern nicht einmal Zeit zum entsichern ihrer Waffen blieb. Gürtler und Meuli waren bereits durch Schüsse in Kopf, Genick und Rücken tödlich getroffen als die Maschine bei Alle auf dem Boden aufschlug. Gegen 11.50 Uhr entbrannte ein weiterer Luftkampf im Schweizer Luftraum. Innert 20 Minuten stiegen sieben Zweierpatrouillen auf. So richtig in Wut über den Abschuss der C-35 fehlte es unseren Piloten nicht an Kampfwillen. Oberleutnant Rudolf Homberger wurde in diesem Kampf durch Schüsse in den Rücken schwer verletzt, konnte seine Maschine jedoch in Bözingen landen.Rudolf Homberger dazu: Wir flogen an, spiralten uns höher, um eine Kumuluswolke zu benutzen. Nach deren Durchflug erwischte mich ein Deutscher. Es scherbelte im Blech und ich spürte zwei Einschüsse im Rücken, aber ich machte weiter. Da erfolgte bereits der Angriff der zweiten Bf-110. Mit einem Viertel-Looping nach vorn, einer ekelhaften Flugfigur, rettete ich mich in Bodennähe. In Kirchturmhöhe wollte ich zum Stützpunkt Olten zurückkehren, spürte aber, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war, denn ich schwitzte und fror abwechslungsweise. Nach Olten reichte es nicht mehr, so musste ich in Bözingen landen. Die Landung erfolgte mit nur einem Rad, weil das andere wegen angeschossener Oelleitung nicht verriegelt hatte. Dann verlor ich das Bewusstsein.

Lockvogel an der Schweizer Grenze (20_3)

Lockvogel an der Schweizer Grenze (20_3)

Eine Bf-110 flüchtete aus dem deutschen Angriffsturm in Richtung Südosten. An der Verfolgung beteiligten sich die Schweizer Egli, Mühlemann, Streiff, Köpfli und Scheitlin. Als über Oensingen die Wolken plötzlich aufhörten hatte die Bf-110 keine Deckung mehr. Kurz vor Triengen kurvte die Bf-110 ab. Der etwas langsamere, und daher hinterherfliegende Streiff konnte die Bf-110 abfangen und seine ganze MG-Garbe traf den Zerstörer, der senkrecht abstürzte und aufschlug. Einer der Deutschen wollte sich noch mit dem Fallschirm retten, öffnete jedoch seinen Fallschirm zu früh und verhedderte sich in der Höhenflosse der abstürzenden Maschine. Der Absturz erfolgte um 12.55 Uhr östlich von Triengen beim Weiler Weilnau. Die Maschine ging sofort in Flammen auf, wobei die beiden Besatzungsmitglieder verbrannten. Bei den Opfern handelte es sich um den Piloten Unteroffizier Alois Scholz und den Funker Obergefreiten Walter Hoffmann.


Ereignissdatum 8.6.1940
Ort Triengen
Kanton LU
Ereignis Absturz
Nation Deutschland
Flugzeugart Jäger
Flugzeugtyp Messerschmitt Bf-110
Flugzeugbezeichnung Messerschmitt Bf-110
Einteilung 4. Staffel, Zerstörergeschwader 1
Auftrag Lockflug
Einsatzziel Schweizer Grenze
Rückkehr 19.10.1940 Überreste an Deutschland
CH Archiv Nr. D009
Besatzung Pilot: Alois Scholz, Unteroffizier, im Kampf gestorben
Funker: Walter Hofmann, Obergefreiter, im Kampf gestorben
Quelle Fremde Flugzeuge in der Schweiz
Autor Theo Wilhelm